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87-jährige nach schwerem Unfall auf bestem Weg der Genesung – Sohn ist rund um die Uhr für die Mutter da

Vor der Entlassung: Eva und Petro Oliinyk mit dem Orthopäden-Team um PD Dr. Jan-P. Graßmann (l.), Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, sowie Maria-Elena Vera-Céspedes (r.) und Deborah Schürmann vom Zentrum für Alterstraumatologie und Orthogeriatrie. Fotograf: Jens Lintel

Glück im Unglück ist ein schwieriges Bild, wenn ein Mensch bei einem Unfall schwere oder sogar schwerste Verletzungen davongetragen hat und noch einen langen Weg bis zur Genesung bewältigen muss. Aber auf die 87-jährige Eva Oliinyk trifft es in einer besonderen Weise zu: Nicht nur, weil es überhaupt gelungen ist, ihr Leben zu retten und sie einer erfolgreichen Behandlung zu unterziehen, nachdem sie, wie ihr Sohn Petro Oliinyk berichtet, bei dem Unfall u.a. eine Fraktur des Beckenrings und offene Brüche am rechten Unterschenkel davongetragen hatte.

Sondern vor allem deswegen, wie sich der 47-jährige mit in die Behandlung seiner nach seinen Angaben überdies schwer demenzerkrankten Mutter im Klinikum eingebracht hat und nun nach der Entlassung für sie sorgt. Obwohl die Mutter noch auf umfassende pflegerische Versorgung angewiesen ist, weil sie eine von außen angebrachte Haltevorrichtung zum Fixieren ihrer Brüche trägt und das rechte Bein nicht aufsetzen darf, wurde darauf verzichtet, Eva Oliinyk erst in einer Kurzzeitpflege-Einrichtung unterzubringen, sondern sie ist direkt nach Hause entlassen worden. In sechs bis acht Wochen wird die Vorrichtung abgenommen und sie darf wieder laufen.

Wie Maria-Elena Vera-Céspedes, die Ärztliche Leiterin des Zentrums für Alterstraumatologie und Orthogeriatrie (ZATO) am Klinikum Osnabrück, erklärt, kommt es leider selten vor, dass sich Kinder in einem solchen Umfang und so weitreichend in die Versorgung und Pflege ihrer erkrankten Eltern einbringen. Nach den Worten von Vera-Céspedes und von Pflegefachkraft Deborah Schürmann hat sich Petro Oliinyk in den drei Wochen, in denen er bei dem Krankenhausaufenthalt seiner Mutter das Zimmer mit ihr geteilt hat und quasi rund um die Uhr bei ihr gewesen sei, alle Kenntnisse angeeignet, die zur weiteren pflegerischen Versorgung erforderlich sind.

„Herr Oliinyk hat uns bei allen pflegerischen Tätigkeiten unterstützt und sich alles von uns zeigen lassen“, sagt Schürmann. „Wir sind überzeugt,“ so Vera-Céspedes, „dass die Mutter bei ihnen zuhause super versorgt ist und haben es deswegen so eingerichtet, dass sie an ihrem Wohnsitz alle erforderlichen Hilfsmittel erhalten.“ Im Zweifel sei es die bessere Variante für Eva Oliinyk, weil in einer Pflegeeinrichtung kaum eine so umfassende Betreuung geleistet werden könne und als weiteres Hindernis noch die Sprachbarriere hinzukomme.

Die Oliinyks stammen aus der Ukraine. Wie Petro Oliinyk berichtet, ist seine Mutter seit 2018 an der Demenz erkrankt, zu deren Symptomen bei ihr ein ausgeprägter Bewegungsdrang gehört. Sie spreche Ukrainisch und Russisch, nehme aber die Ansprache von Fremden oftmals nicht oder nicht so gut an, so dass es für ihn außer Frage stand, sich bei dem Krankenhausaufenthalt seiner Mutter mit einzubringen.

Wie Vera-Céspedes erläutert, gehört das „Rooming In“, also die Begleitung von Erkrankten durch Angehörige, zum Behandlungskonzept des ZATO für hoch- und höchstbetagte stark verwirrte Menschen. In dem Haus besteht seit 2015 ein gerade neu von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziertes Zentrum für Alterstraumatologie, das auf komplexe Behandlungen von geriatrischen verunfallten Erkrankten spezialisiert ist. Gleichzeitig hat sich das Klinikum als „demenzsensibles Krankenhaus“ besonders gut auf den Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen eingestellt.

„Bei meiner Mutter tritt es häufig auch nachts auf, dass sie sich bewegen will. Oder dass sie unruhig wird und dass jemand da sein muss, um auf sie einzugehen“, beschreibt Petro Oliinyk. „Im Prinzip ist sie darauf angewiesen, dass 20 Stunden am Tag jemand bei ihr ist. Jetzt im Krankenhaus war es besonders wichtig, dass ich bei ihr war – sie darf ja ihren Fuß nicht belasten und soll nicht aufstehen und laufen, aber versteht es nicht, wenn ihr andere das sagen.“

Wie der Sohn berichtet, haben sich die Symptome der Demenzerkrankung seiner Mutter im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine immer weiter verschlimmert. Sie sei verängstigt gewesen und immer verwirrter geworden, weil sich Erinnerungen an deutsche und russische Soldaten aus und nach dem Zweiten Weltkrieg mit der heutigen Zeit bei ihr vermischt hätten. Um sie in eine ruhigere Umgebung zu bringen, habe er das Land auf das Angebot eines Freundes im Oktober 2022 mit ihr verlassen und sie seien bei dem Freund in Alfhausen untergekommen.

Ihr Laufdrang sei weiter noch sehr ausgeprägt gewesen, trotz des hohen Alters habe sie jeden Tag eine Strecke im Bereich zwischen zehn und zwanzig Kilometern bewältigt. „Ich habe sie immer begleitet, auch nachts, und aufgepasst, dass sie nicht allein geht“, so Oliinyk. „Vor dem Unfall ist es dann aber doch passiert – da war sie allein unterwegs.“ 

Nach den Infos von Vera-Céspedes verfügt das vom Fachbereich Unfallchirurgie und Orthopädie vorgehaltene Zentrum für Alterstraumatologie und Orthogeriatrie über eine eigene Station mit 16 Betten und kann Erkrankte bei Bedarf auch in weiteren Fachabteilungen unterbringen und dort spezialisiert versorgen. Es untersteht PD Dr. Jan-P. Graßmann, dem Chefarzt der Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, der auch an den Eingriffen beteiligt war, denen sich Eva Oliinyk im Klinikum unterziehen musste. Über 400 hochbetagte Menschen werden bereits jetzt jährlich in dem Zentrum versorgt, wobei durch die Veränderungen der Alterspyramide ein stark steigender Behandlungsbedarf in diesem Segment zu erwarten ist.

Ältere Menschen sind bei Verletzungen oft von schweren und komplexen Brüchen betroffen und bei ihrer Versorgung bestehen durch internistische bzw. neurologische Vorerkrankungen vielfach besondere Herausforderungen. „Bei Demenzerkrankten muss jede Behandlung so individuell wie möglich auf die Patientin oder den Patienten abgestellt werden – und um ihnen bei uns im Krankenhaus die Orientierung und den Umgang mit unserem Team zu erleichtern, spielt die Einbindung der Angehörigen eine ganz wichtige Rolle“, verdeutlicht die Ärztin. Ein Sohn, der sich so liebevoll um seine Mutter kümmere, sei ihr dabei noch nicht untergekommen. „Herr Oliinyk macht das toll – darin liegt ein großes Glück für die Mutter“, sagt Maria-Elena Vera-Céspedes.


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