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Ärzte auf der Osnabrücker Gesundheitskonferenz warnen: Gefahr durch Blutvergiftungen nicht unterschätzen

Foto: Jens Lintel PD Dr. Matthias Gründling, PD Dr. Martin Beiderlinden, Hr. Sebastian Blücher, Dr. Gerhard Bojara, PD Dr. Peter Teschendorf, Hr. Bernd Gruber, Fr. Petra Blumenberg , Dr. Peter Gausmann

Bereits ein vereiterter Zahn, ein Grippeinfekt, ein entzündeter Pickel oder nur eine kleine Wunde an der Hand oder am Knie können der Auslöser sein: Gelangen Bakterien in den Blutkreislauf, können sie teils innerhalb weniger Stunden eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. 

„Die Gefahren durch eine Blutvergiftung oder Sepsis dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, sagt PD Dr. Peter Teschendorf, der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin des Klinikums Osnabrück. „Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall. Sie kann tödlich verlaufen, wenn sie nicht umgehend behandelt wird – und dabei ist jede Stunde entscheidend.“ Nach Angaben von Teschendorf erkranken in Deutschland jährlich mindestens 230000 Menschen an Sepsis (viele nicht im Krankenhaus) und 75000 sterben daran. „Je nach Zählweise sind es jährlich sogar bis zu 100000 Todesfälle durch Sepsis. Sie ist damit die dritthäufigste Todesursache – gleich nach den Herz-Kreislauferkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) und Krebs. Und dabei wäre ein großer Teil vermeidbar – vor allem durch eine frühzeitige Erkennung. 

Wie der Arzt erklärt, hat Dr. Gerhard Bojara, Leiter des Gesundheitsdienstes für den Landkreis und die Stadt Osnabrück, die Kampagne „Osnabrück erkennt Sepsis“ zum Thema der diesjährigen Gesundheitskonferenz gemacht. Bei dieser werden Informationen über die Gefahren durch eine Sepsis in die Öffentlichkeit getragen. „Es gibt bereits seit 2021 eine bundesweite Kampagne `Deutschland erkennt Sepsis des Aktionsbündnisses Patientensicherheit‘, so Bojara. „Dass wir sie jetzt auch hier aufgreifen, finde ich sehr begrüßenswert. Es ist wichtig, noch besser über Sepsis aufzuklären – Patienten ebenso wie das medizinische Fachpersonal.“ Osnabrück Stadt und Landkreis ist eine der ersten Regionen, die sich unter dem Motto „Osnabrück erkennt Sepsis“ dieser Kampagne anschließen.

Die Gesundheitskonferenz 2024 und die Kampagne werden laut Bojara durch das des Aktionsbündnis Patientensicherheit unterstützt. So werden u.a. Flyer mit Patienteninformationen ausgelegt und es wird an Ständen in der Öffentlichkeit über das Thema informiert – zuletzt vor dem Dom in Osnabrück. Bei der jährlichen Gesundheitskonferenz, dem vom Gesundheitsdienst veranstalteten Netzwerktreffen aller Akteure aus dem Bereich Medizin/Versorgung, steht das Thema Sepsis im Mittelpunkt. Teschendorf, MHO-Anästhesie-Chefarzt PD Dr. Martin Beiderlinden, PD Dr. Matthias Gründling aus Greifswald sowie Herr Sebastian Blücher, niedergelassener Kardiologe aus Melle stellten bei der Konferenz Fallbeispiele vor und informierten über die Behandlung von Erkrankten.

„Auch bei uns kommen laufend Fälle vor – ich möchte sagen, dass wir im Notaufnahmezentrum des Klinikums jeden Tag mehr als einen Erkrankten mit einer Sepsis versorgen“, beschreibt Teschendorf. „Wenn die Erkrankten rechtzeitig zu uns kommen, sind sie meist nach zwei oder drei Tagen wieder fit. Aber es sind nur wenige Stunden, die den Unterschied machen: Bereits nach 24 oder 48 Stunden kann es sein, dass eine Blutvergiftung tödlich endet.“ 

Deswegen sei es das wichtigste Ziel der Kampagne, die Zeit zu verkürzen, die zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Weg ins Krankenhaus und dem Einsetzen der Behandlung vergehe. „Wenn Anzeichen für eine Blutvergiftung auftreten, sollte so schnell wie möglich eine Notaufnahme in einem Krankenhaus aufgesucht werden – der Hausarzt kann dabei nicht mehr helfen“, macht Teschendorf deutlich. Anzeichen seien etwa Fieber und Schüttelfrost, Atemnot, Herzrasen, allgemeines Unwohlsein und Schmerzen wie bei einer Grippe, feuchte Haut und Schwitzen sowie Verwirrtheit und Desorientiertheit. „Die Symptome werden oft zu spät erkannt oder fehlgedeutet, auch weil sie sich anfangs nur schwer von einer Grippe unterscheiden lassen.“   

Wie Teschendorf beschreibt, können Blutvergiftungen von jeder Infektion ausgelöst werden. „In vielen Fällen sind es Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Entzündungen im Mund-, Zahn- und Kieferbereich, denen Blutvergiftungen vorangehen“, sagt er, „aber sie können auch durch eine kleine Wunde an der Hand, ein aufgeschürftes Knie oder eine offene Stelle am Unterschenkel ausgelöst werden. Jede Infektion kann zu einer Sepsis führen, wenn das Immunsystem nicht dagegen ankommt und sie nicht behandelt wird.“ 

Bei einer Sepsis kommt es nach den Worten von PD Dr. Matthias Gründling, zu einer übermäßigen Reaktion des körpereigenen Immunsystems auf den ursprünglichen Infekt. Wenn es dem Immunsystem nicht gelinge, Erreger lokal in Schach zu halten, breiteten sie sich über das Lymph- und Blutsystem überall im Körper aus und es werde eine Abwehrreaktion in Gang gesetzt, die sich nicht nur gegen die Infektionserreger, sondern auch gegen das eigene Gewebe und die Organe richte. Im schwersten Fall komme es zu einem „septischen Schock“ und dabei zum Versagen mehrerer Organe. „Daran sterben vier von zehn Betroffenen“, sagt Gründling. 

Wie der Mediziner erklärt, könnten auch gesunde Menschen ohne Vorerkrankungen von einer Blutvergiftung betroffen sein, aber durch wachsendes Alter, ein geschwächtes Immunsystem und chronische Erkrankungen steige das Risiko. „Es ist grundsätzlich jeder Immungeschwächte gefährdet. Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko, besonders gefährdet sind Menschen ab 75 Jahren. Außerdem gehören Diabetiker und Menschen mit Herz- oder Lungenerkrankungen oder nach einer Krebserkrankung zu den Risikogruppen. Ebenso Menschen ohne Milz.“ 

Zum Vermeiden von Blutvergiftungen, erklärt Teschendorf, könne beigetragen werden, indem Infektionen vorgebeugt werden, etwa mit Impfungen u.a. gegen Grippe, sorgfältigem Wundschutz und gründlicher Hygiene. Besonders wichtig sei es, vorliegende Erkrankungen/Entzündungen angemessen zu behandeln und sie nicht zu verschleppen. „Gefährdete Menschen sollten darüber mit ihrem Hausarzt sprechen. Und sonst gilt: Wer Anzeichen einer Sepsis bei sich feststellt, muss so schnell wie möglich den Notruf wählen oder sucht selbst eine Notaufnahme auf.“

 

 


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