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Toller Erfolg: Klinikums-Mitarbeiterin tritt bei der WM im Degenfechten in Dubai an

Bild: Aus dem Klinikum auf die Planche: Halka Tuchen tritt bei der WM im Degenfechten an, die jetzt in Dubai ausgetragen wird. Sie arbeitet in der Verwaltung des Klinikums und leitet die Fecht-Abteilung des SV Rasensport Osnabrück. Weil sie Fecht-Nachwuchs und Wiedereinsteiger ansprechen möchte, hat sie ihre Fecht-Montur ausnahmsweise einmal auf dem Finkenhügel angelegt.

Daumen drücken für Halka Tuchen: Die 61-Jährige, die in der Verwaltung des Klinikums Osnabrück arbeitet, hat sich mit ihrer Paradewaffe, dem Degen, das Ticket für die Fecht-Weltmeisterschaft der Veteranen gelöst, die vom 11. bis 17. Oktober in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) ausgetragen wird.

„Wenn ich realistisch bin, werde ich dort kaum eine Chance haben, aufs Treppchen zu kommen – aber ich freue mich natürlich trotzdem riesig darüber, dass ich mich qualifiziert habe und nun mitfahren darf“, sagt Tuchen, die eine von nur vier Frauen aus Deutschland bei der WM ist. „Und es gibt noch einen Grund, aus dem ich es gut finde, dass ich dabei bin: Dem Fechten in Osnabrück fehlt Nachwuchs und gerade auch in den höheren Altersklassen könnten wir Verstärkung gebrauchen. Es wäre super, wenn meine Beteiligung es auslöst, dass sich junge Menschen fürs Fechten interessieren und dass der eine oder andere Ehemalige wieder zurück zu dem Sport findet.“ Fechten verlerne man nie – und mit einer steigenden Anzahl von Lebensjahren sei es reizvoll, so Tuchen, sich mit anderen Aktiven zu messen.

Tuchen ist die Leiterin der Fechtabteilung beim SV Rasensport Osnabrück, zurzeit steht sie auf dem zweiten Platz der deutschen Rangliste in der Altersklasse V60. Auch sie hat lange pausiert und ist als Erwachsene wieder zum Fechten zurückgekehrt. „Ich bin mit sechs Jahren mit dem Fechten angefangen und habe anschließend meine ganze Kindheit damit verbracht – der Sport war alles für mich“, berichtet Tuchen. „Ich komme aus Magdeburg und bin noch in der Zeit der DDR dort aufgewachsen. Als es darum ging, dass ich auf eine dieser Sportschulen wechseln sollte, auf denen Athleten gefördert worden sind, wollten meine Eltern das nicht. Ich war damals etwa 15 Jahre alt. Auch wenn ihre Entscheidung aus heutiger Sicht sicher richtig war, war sie für mich damals sehr tragisch und ich habe mit dem Sport aufgehört.“

Nach dem Schulabschluss ist Tuchen erst Krankenschwester geworden. Als die Wiedervereinigung alles, wie sie sagt, „über den Haufen geworfen“ hatte, ist sie aus Magdeburg zunächst nach Bad Laer gewechselt und hat dort weiter in ihrem gelernten Beruf gearbeitet. Über ein Praktikum ist sie in eine Umschulung zur Medizinischen Dokumentationsassistentin in der Verwaltung des Klinikums Osnabrück eingestiegen – und bis heute geblieben, mittlerweile zwanzig Jahre lang. „Ich bin nach meinem Umzug nach Osnabrück hier beim SV Rasensport wieder mit dem Fechten angefangen. Da war ich 40 und bin praktisch wieder ganz von vorne angefangen.“

Tuchen übt den Sport mit einigem Anspruch aus: Zweimal pro Woche geht sie zum Fecht-Training, nimmt zusätzlich Lektionen, legt Übungseinheiten mit Stichen/Schritten ein und macht dreimal wöchentlich Konditionstraining (Schwimmen, Radfahren, Kraft). Wenn es die Zeit zulässt, fährt sie an Wochenenden gerne zu Turnieren. „Wenn ich einen Kampfsport ausübe, möchte ich mich natürlich gerne mit anderen messen. Für mich liegt darin ein Teil des Antriebs“, sagt Tuchen. „Es übt einen ganz besonderen Reiz auf mich aus: Wenn ich die Planche betrete, fällt alles andere weg und ich bin nur noch auf das Gefecht fokussiert. Und natürlich möchte ich dann auch gewinnen und in einem Turnier einigermaßen gut platziert abschneiden.“

Der Fechtsport fasziniere sie. „Es hat für mich sehr viel mit den Benimmregeln zu tun, die im Fechtsport gelten. Wenn jemand seine Maske durch den Saal schmeißen würde, wie es manchmal Tennisspieler mit ihren Schlägern machen, hätte es eine sofortige Disqualifizierung zur Folge – so etwas kommt nicht vor in diesem Sport.“

Für Tuchen war die zurückliegende Fechtsaison (jeweils von August bis August) das erfolgreichste Jahr in ihrer sportlichen Karriere: U.a. ist sie bei den 50. Deutschen Meisterschaften der Veteranen auf den dritten Platz gekommen und hat sich mit ihren Erfolgen auf vier Qualifikationsturnieren das Ticket für die Weltmeisterschaft gesichert – als eine von insgesamt nur vier deutschen Teilnehmerinnen. „In unserer Gruppe ist unter anderem Frauke Hohlbein dabei, die schon mehrfach Weltmeisterin in den Veteranen-Altersklassen war – so viel also zu meinen Chancen“, schmunzelt Tuchen.

Dass die Aktiven im Fechtsport ab ihrem 40. Geburtstag in „Veteranen“-Altersklassen (V40, V50, V60…) eingeteilt werden, findet Tuchen nicht allzu „galant“, aber sie nimmt es mit Humor. „Mein Mann zieht mich immer damit auf, dass ich als ,Veteranin‘ mein Holzbein nicht vergessen sollte – aber das ist natürlich nur Spaß: Er ist stolz auf mich und freut sich genauso wie ich, dass ich es zur WM geschafft habe.“

Wer sich für Fechten interessiert: Halka Tuchens Verein, der SV Rasensport (Raspo), bietet zweimal wöchentlich, je dienstags und donnerstags, Trainingsmöglichkeiten für Aktive an. Der Verein kooperiert mit dem Osnabrücker Sportclub (OSC), dienstags läuft das Training bei Raspo, donnerstags beim OSC. Während der OSC auch eigenes Training für Kinder und Jugendliche anbiete, gehören der Raspo-Abteilung Erwachsene ab einem Alter von etwa 30 Jahren an. „Es wäre toll, wenn sich einige Ehemalige angesprochen fühlen – zurzeit sind wir bei Raspo immer nur vier bis fünf Aktive beim Training und könnten etwas Verstärkung gebrauchen. Wir sind eine gute Truppe und fahren oft gemeinsam zu Turnieren.“

Tuchen war bereits vielfach bei Turnieren im Ausland am Start – u.a. in Italien und regelmäßig in England. „Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate kenne ich bisher nicht – auch deswegen freue ich mich auf die Reise. Aber vor allem ist es toll, bei einer WM starten zu dürfen.“ Tuchen fliegt am 9. Oktober, ab dem 11. Oktober laufen die Gefechte. „Es wird erst in Gruppen und dann in KO-Runden gefochten – und wie in anderen Sportarten hängt viel davon ab, wie die Auslosung der Gegner ausfällt.“


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Silvia Kerst 
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