A + A+ A++

SCHRIFTGRÖSSE ÄNDERN

Zum Ändern der Schriftgröße verwenden Sie bitte die Funktionalität Ihres Browsers. Die Tastatur-Kurzbefehle lauten folgendermaßen:

  • [Strg] - [+] Schrift vergrößern
  • [Strg] - [-] Schrift verkleinern
  • [Strg] - [0] Schriftgröße Zurücksetzen

Schlaganfall-Patient möchte am liebsten gleich wieder Treppensteigen

Alle für einen: Andrej Pinneker freut sich mit dem Stroke-Unit-Team. Von links nach rechts: Dr. Lars Udo Krause (Oberarzt der Neurologie), Dr. Laura Wandelt (Ärztin Radiologie), PD Dr. Peter Teschendorf (Chefarzt Anästhesie), Dr. Sarah Strickmann (Oberärztin Stroke Unit), Stephan Lowens (Leiter der Neuroradiologie), Miriam Schönherr (Stroke Nurse), Prof. Dr. Rainer Dziewas (Chefarzt der Neurologie) Fotograf: Jens Lintel

Klinikum Osnabrück: Stroke-Unit-Team erzielt großen Erfolg bei der Behandlung eines 49-Jährigen

 

Schlaganfälle sind der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Bei ungefähr der Hälfte aller Patientinnen und Patienten, die von einem „schlagartig“ auftretenden Ausfall der Hirnfunktionen betroffen sind, bleiben Folgen zurück, die das Alltagsleben nachhaltig einschränken oder die Betroffenen sogar pflegebedürftig machen. 

An Andrej Pinneker geht dieser Kelch vorbei: Bei dem Mann aus Halen, der gerade 49 Jahre alt geworden ist, hatten sich nach dem Akutereignis zunächst eine halbseitige Lähmung, Schluckbeschwerden und weitere schwere Störungen eingestellt. Da bei ihm gleich zwei wichtige Schlagadern des Gehirns akut verengt waren befand er sich in einem, wie es die Ärzte ausdrücken, „instabilen Zustand“, so dass die Prognosen überhaupt nicht gut für ihn standen. 

Dass Pinneker jetzt, nur etwa zwei Wochen nach dem Ereignis, lustig und vergnügt auf seinem Bett im Klinikum sitzt, mit Besuchenden plaudert, sie in freiem Gang auf den Flur geleitet und schon beginnt, sich im Treppensteigen zu trainieren, ist etwas, das Prof. Dr. Rainer Dziewas, Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation des Klinikums Osnabrück, „sensationell“ findet. 

Bei Pinneker sind, obwohl die Befundlage zunächst auf schwere anhaltende Folgen gedeutet hat, fast keine Einschränkungen zurückgeblieben. Er ist nicht gelähmt, hat keine Schluckstörungen und wird auch sonst keine Auswirkungen davontragen, die ihn an der Berufsausübung hindern oder sein Leben mit seiner Frau und den beiden Kindern verändern werden. Laufen, was er auch erst wieder lernen musste, geht bereits so gut, dass er den Rollator weglässt. „Ich bin noch nicht so schnell wie sonst und muss auch meine Feinmotorik noch etwas üben. Aber alles nur so, dass es eigentlich kaum nennenswert ist“, sagt Pinneker. „Ich kann wirklich von Glück sagen, dass es so gelaufen ist.“ 

Auch Dziewas ist der Meinung, dass es gut für Pinneker gelaufen ist. „Das erste, was er uns eröffnet hat, nachdem wir nach der Behandlung die Beatmungsschläuche entfernt haben, war, dass er nach Hause wollte. Nach der gelungenen Therapie waren wir zuversichtlich – aber damit haben wir nicht gerechnet“, schmunzelt Dziewas. Wie der Neurologe erklärt, haben sich alle zunächst aufgetreten Symptome bei Pinneker durchgreifend zurückgebildet. Er müsse noch Rehatraining absolvieren und gezielte Übungen für die Feinmotorik machen, werde aber nicht von nachhaltigen Folgen durch den Schlaganfall betroffen sein. „Wir werten das als großen Erfolg“, sagt Dziewas. „Ein so günstiger Verlauf war nach den Befunden nicht abzusehen.“ 

Pinneker arbeitet als Versandleiter für einen Malereibedarfsgroßhandel in Osnabrück. Er erinnert sich noch, dass ihm beim Abschließen eines Lasters schwindelig geworden ist und er eine Körperseite nicht mehr bewegen konnte. Dann ist er zusammengebrochen und seine Kollegen haben den Rettungsdienst verständigt, der ihn ins Klinikum Osnabrück gebracht hat. 

In der gerade neu zertifizierten „Stroke Unit“ des Krankenhauses auf dem Finkenhügel haben dann alle Rädchen für Pinneker ineinandergegriffen. Das Haus der Maximalversorgung hält eine der größten speziellen Behandlungseinheiten für Schlaganfallerkrankte in Deutschland vor, die zudem mit einer eigenständigen neurologischen Intensivstation und den für eine durchgängige Behandlung erforderlichen Abteilungen für neurologische (Früh-)Rehabilitation verbunden ist. Dadurch ist das Klinikum eines von nur drei vom Land Niedersachsen ausgewiesenen Fachzentren für Schlaganfallmedizin. „Andrej Pinneker ist ein gutes Beispiel dafür, was sich bewirken lässt, wenn in einem Team wie in unserer Stroke Unit alle zum richtigen Zeitpunkt zusammenwirken. Es kommt darauf an, auf den akuten Verlauf zu reagieren und dabei schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen“, so Dziewas. 

Bei Herrn Pinneker hat sich der Schlaganfall eingestellt, weil seine beiden Nackenarterien durch Blutergüsse in den Gefäßwänden akut verstopft waren. „Das ist eine typische Ursache für Schlaganfälle bei jungen Patienten“, sagt Dziewas. Nachdem erst sein Blutdruck stabilisiert wurde, wurde eine Lysetherapie eingeleitet, um die Blutgerinnsel medikamentös aufzulösen. „Das allein hat aber nicht ausgereicht, so dass wir uns noch dazu entschlossen haben, eine der beiden Adern bei einer Operation aufzudehnen und mit einem Stent geöffnet zu halten“, erklärt Dr. Lars Udo Krause, Oberarzt der Schlaganfallstation. Erst durch diese Maßnahme wurde die lebenswichtige Blutversorgung des Gehirns wiederhergestellt. „Solche Gefäß-Eingriffe sind schwierig und können nur in sehr wenigen Kliniken jederzeit durchgeführt werden.“, erläutert Stephan Lowens, Leiter der Neuroradiologie am Klinikum Osnabrück. In den letzten zehn Jahren hat sich das Krankenhaus auf dem Finkenhügel weit über die Region Osnabrück hinaus als Zentrum für die Akutversorgung schwerstbetroffener Schlaganfallpatienten etabliert.

In der Stroke-Unit arbeitet die Neurologie im multiprofessionellen Team mit speziell geschulten Pflegefach- und Therapiekräften sowie mit spezialisiertem Personal aus der Neuroradiologie, Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, Kardiologie und Anästhesie zusammen. „Durch viele neue Behandlungsmethoden ist die Schlaganfallmedizin  so komplex geworden, dass dabei spezielle Kenntnisse aus allen Disziplinen erforderlich sind – und sie funktioniert nur im Zutun durch das ganze Team“, betont Krause. 

An manch einen von ihnen konnte sich Pinneker hinterher nicht mehr erinnern. „Die ersten Tage sind weg. Aus dieser Zeit habe ich fast keine Erinnerungen mehr, höchstens ein paar ganz verschwommene Bilder. Auch dass meine Frau hier war, habe ich erst hinterher gehört“, so Pinneker. „Dass sich das Team hier so für mich eingesetzt hat, freut mich sehr – auch wenn ich es leider von den meisten gar nicht mehr weiß.“


PRESSEKONTAKT

Silvia Kerst 
Leitung Marketing/Kommunikation
Telefon: 0541- 405-5100 
Mobil:   0176 103 601 26 
E-Mail: silvia.kerst@klinikum-os.de 

Folgen Sie uns auch bei: