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Parkinsonnetz Osnabrück+ gegründet

Auftaktveranstaltung des Parkinsonnetzes Osnabrück+: Prof. Dr. Tobias Warnecke (li.), Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation am Klinikum Osnabrück, hatte Thorsten Boomhuis vom Verein „PingPong Parkinson“ dazu eingeladen. Der Verein bietet Tischtennis gegen Parkinson an – auch in Osnabrück. Fotograf: Jens Lintel

Versorgung von Erkrankten soll „von unten“ verbessert werden – auch mit Tischtennis

Die Versorgung von Parkinson-Erkrankten „von unten“ zu verändern und dabei auch Hürden zu überwinden, die das deutsche Gesundheitssystem birgt – das ist das Ziel des „Parkinsonnetzes Osnabrück+“. Das „Parkinsonnetz Osnabrück+“ ist eine Initiative des Klinikums Osnabrück in Kooperation mit dem forschenden BioPharma-Unternehmen AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG.

Dem neuen Bündnis, zu dessen Gründung der Parkinson-Spezialist Prof. Dr. Tobias Warnecke, Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation am Klinikum Osnabrück eingeladen hatte, sind auf Anhieb zahlreiche Akteure, darunter Vertreter von Patientenorganisationen und von anderen Gesundheitseinrichtungen sowie aller beteiligten Berufsdisziplinen wie Ärzte, Therapeuten, Apotheker und Pflegende, beigetreten. Auch die Selbsthilfegruppe Parkinson Osnabrück unterstützt das Netzwerk. Warnecke hatte zu einer Auftaktveranstaltung eingeladen, die mit über 100 angemeldeten Teilnehmern in der Akademie des Klinikums großen Zuspruch gefunden hatte. Am Ende wurde eine Gründungsurkunde unterzeichnet, mit der das Zusammengehen zur Verbesserung der Versorgungssituation der Erkrankten formal besiegelt wurde.

Wie Warnecke erläutert, wurden bei der Auftaktveranstaltung zunächst in einer Umfrage und in Workshops die Bedürfnisse und die konkreten regionalen Hürden in der bestehenden Versorgungssituation von allen Beteiligten ermittelt, aus denen nun Handlungsfelder abgeleitet werden, die beim nächsten Treffen festgelegt werden. Ein Projekt könnte es zum Beispiel sein, dass für Parkinson-Erkrankte ein „Quickcard“-System eingeführt wird, mit dem sich Mediziner, Therapeuten und alle weiteren an der Behandlung beteiligten Versorger gegenseitig über den Verlauf der Erkrankung oder die Wirksamkeit von Verordnungen und Therapieanwendungen bei einzelnen Patienten auf dem Laufenden halten.

„Es gibt viele Beispiele und ist mittlerweile auch durch große Studien belegt, dass sich die Lebensqualität der Betroffenen wesentlich verbessert und sogar die Sterblichkeit sinkt, wenn solche Netzwerke in die regionale Versorgung integriert werden“, sagt Warnecke. „Dabei kommt es gar nicht darauf an, neues Wissen oder neue Kompetenzen hinzuzugewinnen – sondern es muss einfach nur die Kommunikation zwischen allen Behandelnden und Pflegenden verbessert werden. Die Erkrankten befinden sich nicht immer in einer stationären Umgebung – sondern ihre Versorgung zuhause muss verbessert werden und sie müssen in ihrem Selbstmanagement gestärkt werden.“

Wie Warnecke bei der Auftaktveranstaltung erläuterte, wurden in den Niederlanden bereits bis 2017 flächendeckend Netzwerkstrukturen aufgebaut, die darauf zielen, die Versorgung der Erkrankten in solchen Strukturen zu sichern. Das sei wirksam und koste unter dem Strich deutlich weniger Geld. Auch in Deutschland sind nach Angaben von Warnecke bereits solche Netzwerke entstanden, die ganz unterschiedliche Schwerpunkte haben. „Das allerwichtigste ist, dass mitgemacht wird. Wir brauchen Input von allen Beteiligten“, warb Warnecke für das Zusammengehen.

Der Neurologe war bereits in seiner vorherigen Position an der Uniklinik Münster einer der Initiatoren des 2017 gegründeten Parkinsonnetzes Münsterland+. Nachdem dort beispielsweise „Quickcards“ eingeführt wurden, auf denen leitliniengerechte, evidenzbasierte Handlungsempfehlungen in Bezug auf Diagnostik und Therapie abgebildet sind sowie darüber hinaus viele weitere Verbesserungen erreicht wurden, setzt er sich nun dafür ein, ein solches Netzwerk auch in Osnabrück zu etablieren. Das Pluszeichen im Namen „Parkinsonnetz Osnabrück+“, solle, so Warnecke, darauf hindeuten, dass ein übergreifendes Netzwerk für die gesamte Region bis ins Emsland, die Grafschaft Bentheim, Cloppenburg, Vechta, Diepholz und den Raum Nienburg/Schaumburg entstehen soll.

Eine Schirmherrschaft für das „Parkinsonnetz Osnabrück+“ hat der ehemalige Bundespräsident und frühere niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff übernommen. Er wies in einer Videoeinspielung darauf hin, dass es auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels von großer Bedeutung ist, bessere Versorgungsstrukturen für Parkinson-Betroffene aufzubauen.

Parkinson ist die am schnellsten zunehmende neurologische Erkrankung – es wird erwartet, dass sich die Anzahl der Patienten bereits bis 2030 verdoppelt. Warnecke wies darauf hin, dass sich wirksame Verbesserungen für die Patienten bereits mit spezialisierten Apotheken erreichen lassen und als Beispiel für ein ungewöhnliches Handlungsfeld hatte er die Selbsthilfeinitiative „PingPong Parkinson“ eingeladen. Wie ihr Gründer Thorsten Boomhuis, der selbst von der Erkrankung betroffen ist, schilderte, kann bei Parkinson ausgerechnet Tischtennis zur Mobilisierung und zum Trainieren von motorischen Fähigkeiten nützlich sein. Nach seiner Darstellung wirkt es bei vielen Patienten gut. Der Verein ist auch in Osnabrück vertreten (www.pingpongparkinson.de).

Warnecke wies schmunzelnd darauf hin, dass es bisher nicht möglich sei, Tischtennis als Therapie zu verordnen – und es sicher ein langer Weg werde, es bei den Krankenkassen  durchzusetzen. Aber ein denkbares Ziel sei es. „Solche Veränderungen kommen nur, von unten‘ zustande. Dazu braucht es viele Beteiligte – und um sie durchsetzen zu können, ist auch politische Unterstützung erforderlich. Deswegen freue ich mich sehr, dass wir von Christian Wulff unterstützt werden.“

News-Kategorie Neurologie


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