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Neues Verfahren zur Behandlung von Schluckstörungen nach Schlaganfällen

Die Leitung der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation (v.li.): Priv.-Doz. Dr. Christoph Kellinghaus, Chefärzte Prof. Dr. Florian Stögbauer und Prof. Dr. Rainer Dziewas, Dr. Philipp Küpper

Im Klinikum Osnabrück wird zurzeit ein neues Behandlungsverfahren etabliert, das es ermöglicht, schwere Schluckstörungen (Dysphagien) erfolgreich zu behandeln, die häufig als Folge von neurologischen Erkrankungen auftreten. Die Behandlung mit der „Pharyngealen Elektrischen Stimulation“ (PES), die jetzt von Prof. Dr. Rainer Dziewas vorbereitet wird, der seit kurzem das Team der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation als neuer Chefarzt verstärkt, kann dazu führen, dass beispielsweise bei Schlaganfallpatienten, die wegen der Beeinträchtigung des Schluckaktes über eine Magensonde ernährt werden müssen, nach der Therapie eine Wiederaufnahme der oralen Ernährung möglich ist. 

Wie eine große Studie belegt, an der Dziewas als einer von drei Leitern beteiligt war, hat die PES bei Patienten, die aufgrund verschiedener überwiegend neurologischer Erkrankungen von schweren Schluckstörungen (Dysphagie) betroffen waren, zu einer klinischen relevanten Besserung dieses beeinträchtigenden Symptoms geführt. Die Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift „EClinicalMedicine“ veröffentlicht wird, belegt weiter, dass mit dem neuen Verfahren auch in der chronischen Krankheitsphase, in der therapeutische Erfolge üblicherweise nur schwer zu erzielen sind, noch Behandlungserfolge erreicht werden können.

Wie Dziewas erläutert, treten Dysphagien vielfach nach Schlaganfällen, Hirnentzündungen, schweren Schädel-Hirn-Traumata aber auch nach langer künstlicher Beatmung auf. Aufgrund der Schluckstörung müssen die Betroffenen häufig künstlich über eine Magensonde ernährt werden, bei einigen ist auch ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) erforderlich. Dadurch ist ihre Lebensqualität entscheidend beeinträchtigt und es besteht auch ein höheres Risiko, dass lebensbedrohliche Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Mangelernährung auftreten.

Bei dem neuen Verfahren wird eine dünne Sonde über die Nase und den Rachen in die Speiseröhre eingeführt. Diese Sonde ist mit Ringelelektroden bestückt. Über diese werden die Nervenbahnen im Rachenraum (Pharynx) mit schwachen elektrischen Impulsen stimuliert, die Patienten meist nur als ein leichtes Kribbeln spüren. Dies geschieht an drei aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils 10 Minuten. Diese Stimulation aktiviert und verbessert die Schlucksteuerung des Gehirns. 

Nach Angaben von Dziewas wurden für die jetzt durchgeführte bisher größte PES-Studie die Behandlungsverläufe von 255 Patienten ausgewertet, die in 14 Krankenhäusern in Österreich, Deutschland und Großbritannien behandelt wurden. „Die Ergebnisse der Studie sind faszinierend, weil tatsächlich die meisten Patienten im Verlauf eines chronischen Krankheitszustandes behandelt wurden. Selbst bei zwei Drittel der tracheotomierten Patienten konnte anschließend die Trachealkanüle entfernt werden“, so Dziewas. „Aber es gilt natürlich weiter der Grundsatz, dass Patienten mit Dysphagie so früh wie möglich behandelt werden sollten, um beste Ergebnisse zu erzielen.“

In der neuen Studie wurde die Anwendung im klinischen Alltag untersucht. Nach den Worten von Dziewas ist das Verfahren bereits seit 2013 in Europa zugelassen. „Ich habe mich in meiner ganzen medizinischen Laufbahn sehr für das Thema Schluckstörungen interessiert und bin schon vor vielen Jahren auf diese und andere Neurostimulationstherapien aufmerksam geworden. Meine Arbeitsgruppe an meinem alten Arbeitsplatz, der Universitätsklinik Münster hat mehrere Studien zu dem Thema durchgeführt“, sagt Dziewas. „Die PES hat inzwischen schon eine längere Vorgeschichte. Die ersten Arbeiten zu diesem Verfahren entstanden vor über 20 Jahren und gehen auf Prof. Shaheen Hamdy von der Universität Manchester zurück“, so Dziewas. 

Prof. Dr. Florian Stögbauer, langjähriger Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation, ist fasziniert von den Studienergebnissen. „Ich finde es besonders erfreulich, dass auch Patienten mit einer durch eine Hirnstammschädigung verursachten Schluckstörung auf die Therapie ansprachen. Diese Patientengruppe leidet typischerweise unter einer besonders hartnäckigen Dysphagie“, so Stögbauer.

Nach den Erfahrungen in der Studie trägt die PES auch dazu bei, dass sich die Behandlungsdauer der Patienten in Krankenhäusern deutlich verkürzt und so die Kosten für das Gesundheitssystem senkt. Die Klinikums-Geschäftsführer Frans Blok und Rudolf Küster sind stolz, dass im Klinikum Osnabrück nun mit diesem innovativen Verfahren gearbeitet wird. Aus Sicht der Geschäftsführer sei es besonders eindrucksvoll, dass sich durch die Behandlung auch bei Patienten, die schon lange von einer Schluckstörung betroffen sind, unmittelbar eine Verbesserung einstellt.

News-Kategorie Neurologie


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