Herausragendes Qualitätssiegel für die Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation des Klinikums Osnabrück: Die von den Chefärzten Prof. Dr. Rainer Dziewas, Prof. Dr. Tobias Warnecke und PD Dr. Christoph Kellinghaus geleitete Abteilung ist jetzt als erste Einrichtung in Deutschland als „Zentrum für Beatmungsentwöhnung in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation“ ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) vergeben. Die Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation des Klinikums hat den im Vorjahr gestarteten Prüfprozess nun als erste Abteilung in Deutschland abgeschlossen.
Frans Blok und Rudolf Küster, Geschäftsführer des Klinikums, sind sehr stolz auf das Weaning-Zentrum und erklären, dass das Zertifikat eine weitere Bestätigung der exzellenten neurologischen Versorgung im Klinikum Osnabrück sei.
Das sogenannte „Weaning“, also die Beatmungsentwöhnung, ist eine hoch spezialisierte Behandlung, bei der Patienten und Patientinnen wieder die volle Kontrolle über ihre Atmung zurückerhalten, nachdem sie maschinelle Atemunterstützung erhalten haben. Während es nach Operationen oder bei einer kurzen Beatmungsdauer von bis zu drei Tagen meist unproblematisch ist, Beatmungsschläuche zu entfernen und die Erkrankten von der Unterstützung der Maschinen zu entwöhnen, kann es bei Langzeitbeatmeten im Einzelfall mehrere Monate lang dauern, bis ihre Atmung wiederhergestellt ist und sie wieder von sich aus „Luft holen“ können.
Wie Oberarzt Dr. Volker Schulte erklärt, der sich auf Neurologische Intensivmedizin spezialisiert hat, sind es im Krankenhausalltag vielfach Patienten mit neurologischen Erkrankungen und/oder Begleiterkrankungen, die über einen längeren Zeitraum maschinell beatmet werden. So sind beispielsweise 10-15 Schlaganfallpatienten auf eine mechanische Beatmung angewiesen, ebenso Patienten mit Hirnhautentzündungen oder Hirnblutungen.
„Der klassische Fall ist es, dass der Atemmuskulatur von Langzeitbeatmeten die Kraft fehlt und sie erst wieder trainiert und gestärkt werden muss“, sagt Schulte. „Neben der Anstrengung können auch Ängste vor Bewegung mit hineinspielen und vielfach ist auch das Sekretmanagement – also das Herunterschlucken von Speichel – nach einer Beatmung gestört. Es kommt darauf an, die Probleme genau zu erkennen und sie mit den entsprechenden Therapien zielgerichtet zu beheben. Dabei steht uns ein umfangreiches Spektrum von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung – und der Vorteil in unserem Haus der Maximalversorgung liegt auch darin, dass wir auch die Begleit- oder Folgeerkrankungen durch ein Akutereignis behandeln können, ohne dass Patienten erst verlegt werden müssen.“
Wie Schulte betont, wirken auch bei der Entwöhnung von der Beatmung immer zahlreiche weitere Fachabteilungen des Hauses wie Anästhesie, Intensivmedizin, Kardiologie und Pulmologie mit der Neurologie zusammen. „Es sind immer multidisziplinäre Entscheidungen, die wir fällen.“ Nach Angaben von Schulte sind es etwa 50 bis 60 Patienten jährlich, die in der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation langzeitbeatmet und später von der Beatmung entwöhnt werden. „Für uns liegt in dem Siegel ein Nachweis unserer fachlichen Spezialisierung, über den ich mich sehr freue“, so Schulte. „Aber viel wichtiger ist, was dahintersteckt. Wir haben in dem Prozess objektive Kriterien und einheitliche Standards geschaffen, die es uns erleichtern, immer zu der bestmöglichen Behandlung zu kommen und sie jederzeit wiederholen zu können.“