Nach Angaben von Angelika Atrat, der Pflegedirektorin des Klinikums, werden regulär jährlich etwa 80 bis 100 Pflegefachkräfte neu in dem Haus rekrutiert. „Der Flexpool läuft richtig gut, auch was die Rückmeldungen der Mitarbeitenden und von den Stationen angeht. Ich bin sehr stolz, dass wir das geschafft haben“, freute sich Atrat.
Der erste Geburtstag des neuen Arbeitszeitmodells wurde mit einer kleinen Feierstunde gewürdigt. Dabei lobten auch Loran Noteboom und Kevin van Dijk von der Neustädter Unternehmensberatung „Frei ist frei“, die das Klinikum bei der Konzeption des Flexpools unterstützt hatten, den erfolgreichen Start. Wie sie herausstellten, sei der Aufbau des neuen Arbeitszeitmodells im Klinikum Osnabrück von Anfang an auf allen Ebenen mitgetragen worden, sowohl von der Geschäftsführung und der Personalabteilung wie von der Pflegedirektion, dem Marketing und besonders dem Betriebsrat. Ein solches Zusammenwirken sei beim Aufbau von flexiblen Arbeitszeitmodellen keineswegs selbstverständlich, besonders die positive Einstellung des Betriebsrats sei wichtig gewesen.
Auch Klinikums-Geschäftsführer Frans Blok, der das Einführen eines flexiblen Arbeitszeitmodells angeregt hatte, war gut zufrieden mit dem erfolgreichen Start. „Die Umsetzung bei uns im Klinikum ist wirklich super gelungen. Ich freue mich darüber sehr und danke allen Beteiligten ganz herzlich. Aus meiner Sicht war der Flexpool eines unserer erfolgreichsten Projekte im Jahr 2024.“
Wie Blok und Atrat schilderten, werden die Flexpool-Pflegefachkräfte insbesondere dann eingesetzt, wenn Kolleginnen oder Kollegen wegen Krankheit ausfallen. Mit dem inzwischen gewonnenen Stamm von Flexpool-Mitarbeitenden sei es bereits möglich, bei kurzfristigen Ausfällen Ersatz bereitzustellen. Das Ziel sei, einen Stand zu erreichen, mit dem alle Krankheitstage auch bei mittel- und langfristigen Ausfällen abgefedert werden können. Laut Flexbüro-Leiterin Karin Salwolke wird angepeilt, diesen Stand Ende 2026 zu erreichen. Wie sie beschrieb, gehören Pflegefachkräfte aus allen Altersschichten zu den Neueinsteigern mit flexiblen Arbeitszeitvereinbarungen. Gerade erst ausgelernte junge Leute seien ebenso darunter wie Menschen, die zuletzt in anderen Bereichen wie der Altenpflege gearbeitet hätten oder bereits verrentete Kräfte.
Im Flexpool können der Umfang der Anstellung und die Arbeitszeiten von den Mitarbeitenden vorgegeben werden, wobei Neben- oder Minijobs ebenso wie ein reduzierter Stundenumfang möglich sind. Angesprochen sind ausgebildete Pflegefachkräfte, die sich mit Innerer Medizin, Intensivmedizin und Chirurgie zwischen drei Einsatzbereichen entscheiden können. Die Flexpool-Mitarbeitenden erhalten unbefristete Arbeitsverträge mit allen Leistungen und sogar noch eine Zulage. Natürlich ist auch der Wechsel in eine Anstellung im vollen Umfang möglich: Laut Salwolke sind im ersten Jahr bereits sechs Flexpool-Kräfte in eine Vollzeitstelle umgestiegen. Infos gibt es beim Flexpool-Team unter Tel. 0541 4054220 und www.derflexpool.de.
Neben dem Flexpool ist mit der Vier-Tage-Woche noch ein weiteres innovatives Arbeitszeitmodell erfolgreich im Klinikum eingeführt worden. Nachdem es im Vorjahr zunächst im Team der „Stroke Unit“, also der Spezialstation für Erkrankte nach einem Schlaganfall, erprobt wurde, hat es sich dort bewährt und wird nun beibehalten. Wie Klinikums-Geschäftsführer Frans Blok und Pflegedienstleiter Oliver Geers ankündigen, soll es künftig weiter ausgerollt werden und es werde nun geprüft, welche weiteren Stationen bzw. Abteilungen dafür geeignet sind.
Auf der Schlaganfall-Station konnte durch eine intelligente Umverteilung der Dienstzeiten nach ihren Angaben zusätzlich eine Verbesserung der Qualität der pflegerischen Versorgung durch das Vier-Tage-Modell erreicht werden. Dazu seien Arbeitszeiten mit einem hohen Aufkommen von planbaren Aufgaben mit mehr Personal belegt oder körperlich herausfordernde Aufgaben in Zeiten verschoben worden, in denen noch weitere Pflegefachkräfte im Einsatz sind. Ein Beispiel hierfür sei die Mobilisierung von Patienten nach einem Schlaganfall. „Solche körperlich herausfordernden Aufgaben erleichtern sich, wenn noch eine zweite Pflegefachkraft anwesend ist – es liegt also ein Vorteil für die Mitarbeitenden darin. Gleichzeitig profitieren aber auch die Patienten davon, dass sich zwei Pflegefachkräfte um sie kümmern – die Qualität der Versorgung verbessert sich“, so Geers. Das habe zu viel Zuspruch für das neue Arbeitszeitmodell geführt. So werde es von 72 Prozent aller Mitarbeitenden der Station gelobt, dass die Umstellung der Dienstpläne „positiven Einfluss“ auf ihre Arbeit habe. Im Verlauf des Versuchs haben es laut Geers etwa die Hälfte aller Mitarbeitenden der Stroke Unit ausprobiert, in dem Vier-Tage-Modell zu arbeiten, etwa 20 Prozent aller Pflegefachkräfte der Stroke Unit behalten es bei.