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Anzählen gegen „Freezing“: Erste „Parkinson Nurse“ im Klinikum Osnabrück

Leonie Frye mit einer Medikamentenpumpe: Sie ist die erste „Parkinson Nurse“ im Klinikum Osnabrück, die auf die besonderen Herausforderungen im Umgang mit Patientinnen und Patienten mit der neurodegenerativen Erkrankung spezialisiert ist. Fotograf: Jens Lintel

Besondere Premiere im Klinikum Osnabrück: Mit der 28-jährigen Leonie Frye arbeitet in der Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation des Hauses nun erstmals eine „Parkinson Nurse“, also eine auf die besonderen Herausforderungen bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit dieser neurodegenerativen Erkrankung spezialisierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Laut Chefarzt Prof. Dr. Tobias Warnecke ist es besonders bemerkenswert, dass sie im Klinikum Osnabrück vollumfänglich als „Parkinson Nurse“ für ambulante und stationäre Patienten eingesetzt wird. Wie er erklärt, gibt es bundesweit nur etwas mehr als 200 Gesundheits- und Krankenpflegende, die sich in der in Deutschland erst seit 2007 angebotenen Fachweiterbildung für das spezielle Einsatzgebiet qualifiziert haben. Frye absolviert die einjährige Fortbildung zurzeit noch, darf aber durch ihre Vorqualifikationen und die Unterstützung von Kollegen bereits alle besonderen Aufgaben einer „Parkinson Nurse“ übernehmen. Mit ihr professionalisiert sich die pflegerische Versorgung von Parkinsonerkrankten im Klinikum noch weiter.

Dass mehr Einsteiger für Pflegeberufe gesucht werden, ist keine Neuigkeit – aber besonders für Parkinsonerkrankte fehlen solche geschulten Fachkräfte. Dabei ist, wie Warnecke verdeutlicht, Parkinson eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen mit einer laufend steigenden Anzahl von zurzeit bereits etwa 400.000 Betroffenen in Deutschland, deren Versorgung die Krankenhäuser im stationären Alltag zudem vor besonders große Herausforderungen stellt. „Anders als in England, den USA und Skandinavien ist die Spezialisierung in der Pflege bei uns noch sehr jung“, erklärt er. „Von denen, die sie bisher absolviert haben, arbeiten auch nicht alle in der Parkinson-Versorgung.“

Er sei froh, dass er mit Leonie Frye eine junge Frau gefunden habe, die sich auf das Arbeitsfeld konzentrieren wolle. Warnecke richtet die Klinik für Neurologie und neurologische Frührehabilitation des Klinikums seit seinem Wechsel nach Osnabrück Anfang dieses Jahres zunehmend als ambulantes und stationäres Zentrum für Parkinsonerkrankungen und andere Bewegungsstörungen aus. „Dabei ist es eben auch ganz wichtig, dass die Pflege und die Therapieangebote auf die Herausforderungen im Umgang mit Parkinsonerkrankten eingestellt sind“, so Warnecke.

Bei Parkinson-Behandlungen kommt es darauf an, Medikamentengabe und Therapieangebote individuell auf einzelne Erkrankte einzustellen – buchstäblich minutengenau. „Bei vielen Erkrankten wechseln mehrfach täglich Phasen von schlechter und guter Beweglichkeit oder sogar Überbeweglichkeit. Erst einmal müssen wir herausfinden, wann sich diese Phasen bei ihnen einstellen und dann die Behandlungen ganz genau darauf ausrichten. Reguläre Stationsabläufe lassen es kaum zu, dass Pflegekräfte derart intensiv auf einzelne Patienten eingehen. Außerdem sind viele spezielle Kenntnisse erforderlich, um Erkrankte etwa bei Pumpentherapien oder der tiefen Hirnstimulation anzuleiten.“

Nach den Informationen von Warnecke ist die Abteilung ohnehin mit einer zusätzlichen medizinischen Fachangestellten für die über den Stationsalltag hinausgehenden Aufgaben bei Parkinson-Behandlungen aufgestellt. „Die ‚Parkinson-Nurse‘ kann uns künftig auch bei Forschungsaufgaben unterstützen und vor allem verbessern wir mit ihr auch die sozialmedizinische Begleitung und die Nachsorge. Ihre Aufgaben reichen bis dahin, dass sie nach einer Therapie in Kontakt mit den Erkrankten bleibt. Es kann etwa sein, dass eine Medikamentendosierung noch einmal angepasst werden muss, wenn Patienten zuhause sind.“

Frye hat mit einer kurzen Pause bereits seit 2016 im Klinikum gearbeitet. Sie hatte bereits zuvor eine Reihe von Fachweiterbildungen (Stroke Unit, Neurologie) absolviert, mit denen sie bei ihrem Wiedereinstieg gleich für den Einsatz als „Parkinson Nurse“ qualifiziert war. „Mich interessiert das Feld der Neurologie, weil es ein breites Spektrum von Erkrankungen umfasst, in denen viele Teilgebiete der Medizin eine Rolle spielen“, sagt Frye. Mit ihrem Neustart hat sie Anfang des Jahres die einjährige Fachweiterbildung aufgenommen, die sich aus vier Unterrichtsblöcken mit schriftlichen Prüfungen und zwei Hospitationseinsätzen in Spezialkliniken zusammensetzt. Warnecke hatte bereits zuvor am Universitätsklinikum Münster die Etablierung und den Einsatz von „Parkinson Nurses“ koordiniert, so dass er Fryes Bewerbung begleitet hat.

„Ich habe einen ausgeprägten Bezug zur Krankenpflege“, sagt Frye. „Als ‚Parkinson Nurse‘ reizen mich die vielen weitergehenden Aufgaben, die im Umgang mit den Patienten und in der Zusammenarbeit mit den Ärzten erforderlich sind – sei es, die Erkrankten in ihrer Mobilität oder beim Bewältigen von seelischen Tiefs zu unterstützen oder sie nach dem Einsetzen einer Pumpe zu begleiten.“ Sie leite Visiten und übernehme eine ganz wichtige Funktion, um das medizinische Team und die Therapeutinnen und Therapeuten ständig über die Wirkung von Behandlungen auf dem Laufenden zu halten. „Solange sie hier sind, bin ich eine Art Mittlerin der Kommunikation für die Erkrankten. Nach der Entlassung halte ich den Kontakt, berate sie etwa zu Sozialdiensten und Therapieangeboten oder lade sie zu Wiedervorstellungen und Kontrolluntersuchungen ein.“

Wie Warnecke verdeutlicht, spielt die „Parkinson Nurse“ eine zentrale Rolle für den Erfolg von Behandlungen. „Sie beobachtet die Patienten für uns und informiert uns laufend über die Wirkung von Therapien. Außerdem ist sie entscheidend, um Behandlungsverfahren und die nötigen Kenntnisse zu vermitteln. Von uns Behandlern werden die Erkrankten natürlich aufgeklärt – aber es ist die ‚Parkinson Nurse‘, die ihnen etwa vermittelt, wie sie neue Medikamentenpatronen in eine Pumpe einsetzen und die Anschlüsse reinigen.“

Ein umfassendes Aufgabenspektrum, für das es nach Warneckes Einschätzung kaum einen Vergleich im Krankenhausalltag gibt. Frye schätzt es besonders, wenn sie Erkrankte dabei unterstützen kann, ihren Alltag besser zu bewältigen. „Viele Parkinsonerkrankte sind von plötzlichen Blockaden betroffen, einem ‚Freezing‘, bei dem sie nicht mehr weitergehen können. Um das zu überwinden, kann es helfen, wie bei einem Start ‚anzuzählen‘ oder sich vorzustellen, dass man über ein Stöckchen springt“, verdeutlicht sie. Auch ihre Funktion als Beraterin zu Themen wie Ernährung oder weitergehenden Angeboten wie Physiotherapie sei vielfach wichtig. „Es ist sicherlich ein anspruchsvolles Aufgabenfeld und es birgt viele Herausforderungen – aber ich habe damit etwas gefunden, das für mich genau richtig ist.“

 

News-Kategorie Neurologie


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