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Interventionelle Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit

Liebe Patientinnen und Patienten,

in unseren zwei (ab Herbst 2025 drei) Herzkatheterlaboren stehen für unsere Patienten alle modernen Techniken zur Behandlung von verengten Herzkranzarterien („koronare Herzerkrankung“) zur Verfügung. Häufig sind außer einer Aufdehnung mit einem Ballon und dem Einsetzen einer Gefäßstütze („Stent“) weitere Techniken erforderlich, dazu zählen u.a. eine Druckmessung oder eine Ultraschalluntersuchung in der Herzkranzarterie genauso wie spezielle Techniken zur Wiedereröffnung stark verkalkter Gefäße:

Druckdrahtmessung (Pressure-Wire)

Die Pressure Wire Diagnostik ist ein Verfahren der intrakoronaren Physiologie, das zur Beurteilung der hämodynamischen Relevanz einer vermuteten Engstelle in der Herzkranzarterie eingesetzt wird. Dabei wird ein ultrafeiner Draht verwendet, der an seiner Spitze einen präzisen Drucksensor trägt.

 

Wesentliche Punkte der Pressure Wire Diagnostik:

Messung des Druckabfalls:

Der Sensor misst den Blutdruck direkt vor und nach einer Stenose. Anhand des Druckabfalls wird ermittelt, wie stark die Durchblutung in dem betroffenen Gefäßabschnitt beeinträchtigt ist.

Bestimmung des Fractional Flow Reserve (FFR):

Hierbei wird das Verhältnis des distal gemessenen Drucks zum aortalen Druck ermittelt. Ein niedriger FFR-Wert deutet darauf hin, dass die Engstelle die Durchblutung signifikant beeinträchtigt und möglicherweise einer interventionellen Behandlung bedarf.

Einsatz des iFR (instantaneous wave-free ratio):

Diese Messung erfolgt in einer speziellen Phase des Herzzyklus, in der die natürlichen Druckschwankungen minimal sind. Dadurch können Ärzte ohne Einsatz von Medikamenten zur Induktion eines hyperämischen Zustands beurteilen, ob eine Intervention notwendig ist.

Individuelle Therapieentscheidung:

Die gewonnenen Daten helfen, die Notwendigkeit eines Eingriffs wie eine Ballondilatation oder Stentimplantation präzise zu bestimmen. So werden unnötige Eingriffe vermieden und nur diejenigen Engstellen behandelt, die tatsächlich zu einer Durchblutungsstörung führen.

 

Insgesamt trägt die Pressure Wire Diagnostik dazu bei, die Behandlung der koronaren Herzerkrankung zu optimieren und patientenspezifisch zu gestalten, indem sie eine exakte Beurteilung der Gefäßverengungen ermöglicht.

Ultraschall in der Herzkranzarterie (IVUS)

Intravaskulärer Ultraschall (IVUS) ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem eine miniaturisierte Ultraschallsonde über einen Katheter in die Herzkranzarterien eingeführt wird. Dadurch werden hochauflösende Echtzeit-Bilder des Inneren der Gefäße erzeugt. Dies ermöglicht:

Detaillierte Gefäßanalyse: Die genaue Beurteilung der Gefäßwand, der Plaques und der Stenosen.

Optimale Behandlungsplanung: Die Auswahl der richtigen Stentgröße und die präzise Positionierung während interventioneller Eingriffe.

Erkennung von Komplikationen: Frühes Erkennen von potenziellen Problemen, wie etwa Restenosen oder Komplikationen nach einem Eingriff.

Insgesamt verbessert IVUS die Sicherheit und Effektivität von interventionellen Therapien in der Kardiologie, indem es eine präzise Diagnostik und gezielte Therapie ermöglicht.

Rotierende Bohrklinge (Rotablation)

Rotablation, auch bekannt als rotatorische Atherektomie, ist ein spezielles Verfahren in der interventionellen Kardiologie zur Behandlung stark verkalkter Herzkranzarterien. Dabei kommt eine rotierende, diamantbeschichtete Bohrklinge (Burr) zum Einsatz, die mit sehr hoher Geschwindigkeit (bis zu 160.000 Umdrehungen pro Minute) arbeitet.

 

Wichtigste Punkte der Rotablation:

Ziel: Ablation von kalzifizierten Plaques in den Herzkranzarterien, um den Gefäßdurchmesser zu erweitern und die Durchblutung zu verbessern.

Vorgehen: Ein feiner, rotierender Draht wird über einen Gefäßzugang in die betroffene Arterie eingeführt. Die rotierende Bohrklinge „fräst“ die Verkalkungen ab und reduziert deren Volumen, sodass anschließend andere Interventionen wie Ballondilatation oder Stentimplantation sicherer durchgeführt werden können.

Vorteile: Die Rotablation ermöglicht den Eingriff in Gefäßen, die durch dichte Verkalkungen oft schwer behandelbar sind. Die dabei entstehenden Mikropartikel sind so klein, dass sie problemlos vom Blutkreislauf abgeführt werden.

Insgesamt bietet die Rotablation eine effektive Methode, um die Behandlung von Patienten mit stark kalzifizierten Koronararterien zu verbessern und weitere interventionelle Maßnahmen zu erleichtern.

Schockwellentherapie (Lithotripsie)

Lithotripsie in der Herzkranzarterie ist ein Verfahren, bei dem gezielt Schockwellen eingesetzt werden, um Verkalkungen in den Koronararterien aufzubrechen. Dabei wird ein spezieller Katheter verwendet, der Schockimpulse direkt an die kalzifizierten Bereiche abgibt. Diese Impulse erzeugen feine Mikrofrakturen in der Verkalkung, wodurch das betroffene Gefäß flexibler wird und sich leichter dehnen lässt. Dies erleichtert anschließende interventionelle Maßnahmen wie Ballondilatation und Stentimplantation, da der Durchmesser des Gefäßes effektiv erweitert werden kann.

 

Zusammengefasst:

Ziel: Aufbrechen von Verkalkungen in den Herzkranzarterien.

Vorgehen: Einsatz eines Katheters, der Schockwellen direkt an die Verkalkung abgibt.

Vorteil: Verbesserung der Gefäßflexibilität und Erleichterung weiterer interventioneller Therapien.

Implantiertes Drahtgeflecht im koronaren Sinus (Reducer)

Für Patienten mit therapierefraktärer Angina pectoris, bei denen herkömmliche Maßnahmen wie medikamentöse Therapien oder Revaskularisierungen (z. B. Stentimplantation) nicht mehr ausreichend wirken, kann die Reducer-Therapie eine innovative Behandlungsoption sein:

Die Reducer-Therapie ist eine innovative Behandlungsoption für Patienten mit therapierefraktärer Angina pectoris, bei denen herkömmliche Maßnahmen wie medikamentöse Therapien oder Revaskularisierungen (z. B. Bypass-Operation oder Stentimplantation) nicht mehr ausreichend wirken.

Wesentliche Aspekte der Reducer-Therapie:

Prinzip: Bei der Reducer-Therapie wird ein implantierbarer Reducer in den koronaren Sinus (Herzvenensystem) eingesetzt. Dieses Gerät verengt den koronaren Sinus gezielt und führt zu einer moderaten Erhöhung des venösen Rückflussdrucks. Dadurch kommt es zu einer verbesserten Umverteilung des Blutflusses im Myokard, was die Durchblutung in bisher unterversorgten Bereichen fördert.

Ziel: Die Hauptintention ist die Linderung der Angina-Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität von Patienten, die trotz optimaler medikamentöser Behandlung weiterhin unter belastungsabhängiger Angina leiden.

Indikation: Die Reducer-Therapie wird in der Regel bei Patienten angewendet, die als „therapierefraktär“ gelten, das heißt, sie sprechen nicht ausreichend auf konventionelle Therapien an und sind oft keine geeigneten Kandidaten für weitere invasive Eingriffe.

Insgesamt bietet die Reducer-Therapie eine zusätzliche Option, um die Beschwerden bei therapieresistenter Angina pectoris zu mindern und den Alltag der betroffenen Patienten zu erleichtern.

 

Ansprechpartner in unserem Team:

Sendooran Shahi

Oberarzt, Leiter Herzkatheterlabor                              

Dr. Mathias Lange

Geschäftsführender Oberarzt
Ltd. Abteilungsarzt Strukturelle Herzerkrankungen

Chronische total Occlusions (CTO)

Chronische total Occlusions (CTO) der Koronararterien gehören zu den häufig auftretenden Befunden in der kardiologischen Diagnostik. Studien zeigen, dass bei etwa 15–30 % der Patienten, die sich einer Koronarangiographie unterziehen, ein CTO nachgewiesen wird. Dabei spricht man von einem „chronischen Verschluss“, wenn der Gefäßverschluss seit mindestens drei Monaten besteht.

 

Wann wird ein CTO behandelt?

Symptomatik: Eine interventionelle Behandlung kommt in Betracht, wenn der Patient unter belastungsabhängiger Angina pectoris leidet oder anderweitig Einschränkungen im Alltag erfährt.

Nachweisbare Myokardischämie: Ist in dem Versorgungsgebiet des verschlossenen Gefäßes eine Ischämie nachweisbar, spricht dies für eine relevante Durchblutungsstörung, die behandelt werden sollte.

Unzureichender Erfolg der medikamentösen Therapie: Wenn trotz optimaler medikamentöser Behandlung weiterhin Symptome bestehen, wird häufig eine interventionelle Wiedereröffnung angestrebt.

Viabilität des Myokards: Eine Rekanalisation wird insbesondere dann empfohlen, wenn das betroffene Myokard noch lebensfähig ist und von einer verbesserten Durchblutung profitieren kann.

Die Entscheidung zur Behandlung erfolgt individuell, unter Abwägung von Symptomen, Ischämie und dem Risiko zukünftiger kardiovaskulärer Ereignisse. 

 

In unserer Klinik stehen moderne interventionelle Techniken zur Verfügung, um auch technisch anspruchsvolle CTO-Eingriffe mit hoher Erfolgsrate durchführen zu können und diese liegt bei über 90%. Der geschäftsführende Oberarzt Dr. Mathias Lange ist in diesem Bereich besonders spezialisiert und ist Candidate Member des EuroCTO Clubs (https://www.eurocto.eu/members_list.aspx).

Seit Januar 2025 nimmt unsere Klinik an dem EuroCTO Club – Register teil: Ein internationales Register, in dem die CTO-Eingriffe systematisch erfasst werden, um zum einen wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und zum anderen die eigene Qualität dieser komplexen Eingriffe zu dokumentieren (https://www.eurocto.eu/eurocto.aspx).

Unsere Klinik ist darüber hinaus von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. als Stätte der Zusatzqualifikation für Interventionelle Kardiologie zertifiziert.

Die Kombination aus modernster Technik, zertifizierter Expertise und interdisziplinärer Zusammenarbeit garantiert Ihnen eine erstklassige Versorgung – von der schnellen Notfallbehandlung bis hin zur optimierten Therapie der koronaren Herzerkrankung!

Ihr Kardiologie-Team der Medizinischen Klinik I

Kontakt

Mailin Hörmeyer

Stationssekretärin
Telefon: 0541 405-6497
E-Mail: mailin.hoermeyer@klinikum-os.de

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