Operative Möglichkeiten zur Vermeidung der Frühgeburtlichkeit.
Cerclage oder besser früher totaler Muttermundverschluß (FTMV) ?
Yves Garnier, Klinikum Osnabrück
Spontane vorzeitige Wehentätigkeit und Frühgeburtlichkeit sind seit Jahrzehnten unverändert von zentraler Bedeutung für die kindliche Sterblichkeitsrate in den westlichen Industrienationen. Im Vergleich zu Reifgeborenen tragen Frühgeborene ein 40fach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in der Neugeborenenperiode. Somit ist die Frühgeburtlichkeit für 70% der Neugeborenensterblichkeit und 50% der neurologischen Langzeitschädigung der betroffenen Kinder verantwortlich.
Hierbei stellen die vorzeitige Wehentätigkeit und der frühe vorzeitige Blasensprung mit nachfolgender Frühgeburt die Endstrecke unterschiedlicher Risikofaktoren und Auslöser dar.
Zur Vermeidung der Frühgeburtlichkeit wurden in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche therapeutische Ansätze gewählt. Die sog. zervikale Cerclage wurde vor mehr als 50 Jahren in die Behandlung der „zervikalen Insuffizienz“ (Gebärmutterhalsschwäche) eingeführt. In Einzelfällen wurden deutliche Verlängerungen der Schwangerschaften beschrieben. Am Klinikum Osnabrück wird in geeigneten Fällen eine Cerclage zwischen 20 und 24 Schwangerschaftswochen durchgeführt.
Ein besonderer Stellenwert kommt der Cerclage bei drohendem Spätabort zu. Hierbei hat sich der Gebärmutterhals zwischen der 13. und 24. SSW verkürzt oder der Muttermund bereits eröffnet – und dies häufig von der Schwangeren unbemerkt! In dieser Situation erfolgt nach einer Vortherapie eine sogenannte Notfallcerclage. Hierbei wird der Gebärmutterhals durch einen kräftigen Faden mechanisch stabilisiert. Diese Notfalloperation wurde in den letzten Jahren am Klinikum Osnabrück bereits mehr als 100fach erfolgreich durchgeführt.