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Ärztin im Gespräch mit Patientin zum Thema EndometrioseÄrztin im Gespräch mit Patientin zum Thema Endometriose

ENDOMETRIOSE

Endometriose

Liebe Patientin,

bei der Endometriose handelt es sich um ein vielgestaltiges Krankheitsbild, von dem vor allem junge Frauen betroffen sind. Das Beschwerdebild reicht von der schmerzhaften Regelblutung über den unerfüllten Kinderwunsch bis hin zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Alltags durch Schmerzen.

Wir bieten Ihnen in unserer Spezialsprechstunde eine ausführliche Diagnostik und ein umfassendes Beratungsangebot.

Ihre Ansprechpartner:

Priv. Doz. Dr. Dr. med. Y. Garnier
Chefarzt der Frauenklinik

Dr. med. J. G. Stöckl
Oberärztin der Frauenklinik

 

Vorab möchten wir Ihnen bereits einige Informationen zur Verfügung stellen. 

Definition

Der Name Endometriose leitet sich von „Endometrium“, dem Fachwort für die Gebärmutter-schleimhaut, ab. Die Gebärmutterschleimhaut kleidet normalerweise das Innere der Gebärmutterhöhle aus. Im Rahmen einer Endometriose kommt Gebärmutterschleimhaut nicht nur innerhalb der Gebärmutter vor, sondern auch an verschiedenen anderen Lokalisationen im Körper. Ähnlich wie die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter unterliegt sie auch an diesen ortsfremden Lokalisationen dem hormonell gesteuerten weiblichen Zyklus. Das heißt, auch an den entsprechenden Stellen kommt es zyklisch zum Aufbau der Schleimhaut mit nachfolgendem Abbluten (wie bei der Regelblutung). Im Gegensatz zur Schleimhaut in der Gebärmutterhöhle kann das Endometriosegewebe nicht nach außen abbluten, sondern es verbleibt im Körper und kann dort eine begrenzte Entzündung in der Umgebung der Endometriose und auch eine Narbenbildung / Bildung von Verwachsungen in diesen Bereichen auslösen. Diese Prozesse führen letztlich zum klassischen Symptom der Endometriose, dem Unterbauchschmerz.

Symptome

Zu den Symptomen der Endometriose gehören:

  • Unterbauchschmerzen (häufig zyklusabhängig)
  • Schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhoe)
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr 
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Unfruchtbarkeit

Es treten jedoch nicht bei jeder Endometriose-Patientin alle genannten Beschwerden auf. Außerdem muss das Ausmaß der Beschwerden nicht unbedingt mit dem Schweregrad der Erkrankung übereinstimmen.

Epidemiologie / Häufigkeit

Über die Häufigkeit der Endometriose existieren nur Schätzungen. Das liegt zum einen daran, dass etwa die Hälfte der Endometriosepatientinnen wenig oder keine Beschwerden hat. Zum anderen vergeht häufig eine relativ lange Zeit (7-10 Jahre) vom Auftreten erster Symptome bis zur Feststellung der Diagnose. Man geht von einer Häufigkeit zwischen 2 – 20 % aller Frauen im gebärfähigen Alter aus. 

Endometriose tritt nie vor der ersten Regelblutung auf, und ist nach den Wechseljahren sehr selten.

Eine größere Rolle spielt die Endometriose bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch. Hier geht man davon aus, dass bei etwa jeder 5. Frau mit Kinderwunsch die Endometriose funktionell oder mechanisch die Ursache dafür ist, dass diese Frauen nicht schwanger werden. 

 

Lokalisation

Prinzipiell kann die Endometriose an allen Stellen des menschlichen Körpers vorkommen, am häufigsten ist aber das inneren Genitale (Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcke) und das Bauchfell im Unterbauch betroffen. 

Bei schwereren Verlaufsformen können andere Organe im kleinen Becken (Blase, Darm, Harnleiter) betroffen sein, die dann eventuell auch in ihrer Funktion beeinträchtigt sind.

Seltener können Endometrioseherde auch in Operationsnarben (z.B. nach einem Kaiserschnitt oder nach einer Gebärmutterentfernung) vorkommen.

Das Vorkommen an Lokalisationen außerhalb des kleinen Beckens (Zwerchfell, Lunge, Nieren usw.) ist in Einzelfällen möglich, stellt aber die Ausnahme dar.

Therapie der Endometriose

Die Behandlung einer Endometriose richtet sich immer nach den Beschwerden der betroffenen Patientin. Nicht jede diagnostizierte Endometriose muss behandelt werden. Eine Endometriose ohne Beschwerden, die nur zufällig entdeckt wurde z.B. im Rahmen anderer Operationen, erfordert nur gynäkologische Kontrolluntersuchungen, aber keine spezielle Therapie. Wenn die Endometriose allerdings Beschwerden verursacht oder auch für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich ist, kann eine Therapie notwendig sein.

Aktuell besteht die Behandlung der Endometriose aus 2 Säulen:

 

1. Medikamentöse Behandlung:

Es gibt bisher kein Medikament, das eine Endometriose dauerhaft heilen kann. Ziele einer Behandlung sind daher die Verbesserung von Symptomen oder die Umsetzung eines Kinderwunsches.

Bei der medikamentösen Behandlung muss die symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln von der hormonellen Behandlung unterschieden werden. Bei geringer Ausprägung der Erkrankung, wenn z.B. eine schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhoe) im Vordergrund steht, kann eine rein symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln ausreichend sein.

Wenn schwerere Symptome vorliegen, sollte zusätzlich zur Schmerztherapie auch eine hormonelle Therapie erfolgen. Die Endometriose ist eine sexualhormonabhängige Erkrankung. Der Östrogeneinfluss führt zum Fortschreiten der Erkrankung, Östrogenmangel führt zur Regression. Die Wirkung ist bei fortgeschrittener Endometriose limitiert, da Eierstockzysten, Verwachsungen und Vernarbungen wenig oder gar nicht auf die hormonelle Behandlung reagieren. In diesen Fällen kann dann eine Operation erforderlich werden.



Östrogen-Gestagen-Kombination
Kombinierte Hormonpräparate (v.a. Präparate mit niedrigem Östrogen- und hohem Gestagenanteil / gestagenbetonte orale Kontrazeptiva) können zur Behandlung einer Endometriose eingesetzt werden. Zu Verhütungszwecken werden diese Präparate normalerweise zyklisch eingenommen (3 Wochen Einnahme, dann 1 Woche Pause). Diese zur Verhütung übliche Einnahme hat auch auf die Endometriose bereits einen gewissen Behandlungseffekt.  Bevorzugt wird in der Endometriose-Therapie aber die kontinuierliche Einnahme (sogenannter Langzyklus ohne Einnahmepause), da das Ziel einer Unterdrückung der Eierstockfunktion so am besten erreicht wird. 

Kombinierte Hormonpräparate stellen eine gute Behandlungsoption dar, wenn die schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhoe) im Vordergrund steht. Je nach Lokalisation der Endometriose und Schweregrad der Erkrankung ist die Wirkung aber begrenzt, sodass bei fortdauernden Beschwerden andere Medikamente erforderlich werden können.



Gestagene
Eine Mono-Therapie mit Gestagenen hat ebenfalls das Ziel, die Eierstockfunktion im Körper zu unterdrücken und so den Östrogenspiegel im Körper zu senken und eine Rückbildung der Endometriose zu erreichen. Die Effektivität der Wirkung ist dabei abhängig von der Art des eingesetzten Gestagens.

Mit dem Gestagen Dienogest (Visanne ®) steht in Deutschland ein zugelassenes Medikament zur Verfügung mit gutem Effekt sowohl auf die Beschwerden, als auch auf Anzahl und Größe der vorhandenen Endometrioseherde. Die übliche Therapiedauer (um z.B. nach einer Operation ein Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern) beträgt 6 Monate, bei chronischem Krankheitsverlauf mit andauernden Beschwerden kann aber auch eine längerfristige Behandlung erfolgen.

Eine weitere Behandlungsoption stellt die Einlage einer Hormonspirale (IUD) in die Gebärmutter dar. Ein Vorteil dieser Art der Anwendung stellt die verhältnismäßig geringe Hormonkonzentration im Körper dar. Trotzdem wird ein guter Effekt auf endometriosebedingte Beschwerden erreicht. Allerdings besteht hierfür in Deutschland keine Zulassung („off-label-use“). 

Andere Gestagene können auch zur Therapie einer Endometriose eingesetzt werden, abhängig vom Präparat kann aber eine hohe Dosierung erforderlich sein um den gewünschten Effekt einer Beschwerdelinderung zu erzielen.



Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga (GnRH-Analoga)

GnRH-Analoga hemmen der Regelkreislauf der Geschlechtshormone. Es kommt zu einer Funktionsruhe der Eierstöcke mit Erlöschen der Follikelreifung und der Östrogenproduktion. GnRH-Analoga sind sehr effektiv hinsichtlich des Endometrioserückgangs und der Unterdrückung der endometriosebedingten Symptome. 

Nachteil dieser Medikamente sind die Nebenwirkungen, die sich vor allem durch die erniedrigten Östrogenwerte ergeben. Der Körper wird in eine Art „künstliche Menopause“ versetzt. Häufig werden Hitzewallungen, Schwitzen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, trockene Scheide, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Reizbarkeit, Neigung zur Depression und/oder Libidoverlust beobachtet. Daneben besteht das Risiko einer Osteoporose (v.a. bei langfristiger Einnahme). 

Ist aufgrund der Symptomatik eine Therapie mit GnRH-Analoga längerfristig erforderlich, kann durch eine Östrogen-Gestagen-Gabe (Add-back-Therapie) ein Teil der Nebenwirkungen (v.a. die Osteoporose) abgemildert werden.

 

2. Operative Therapie

In der operativen Behandlung der Endometriose stellt die Bauchspiegelung (Laparoskopie) heute den Standard dar. 

Sie wird zunächst als diagnostisches Mittel eingesetzt, um die Endometriose zu bestätigen. Dabei kann dann aber auch gleichzeitig eine definitive Therapie erfolgen. Diese besteht in der vollständigen Entfernung aller sichtbaren Endometrioseherde und Korrektur der von der Endometriose entstandenen Schäden (z.B. dem Lösen von Verwachsungen). Im Vergleich zum Bauchschnitt hat die laparoskopische Behandlung den Vorteil eines bis zu 7fachen Vergrößerungseffektes auf dem Bildschirm. Dadurch kann wesentlich blutärmer operiert werden und außerdem können feinste Strukturen wie z.B. Nerven für die Darm- und Blasenfunktion erhalten werden. 

Nicht jede Endometriose muss operiert werden. Gründe für eine Operation sind (neben der feingeweblichen Sicherung der Diagnose) medikamentös nicht kontrollierbare Schmerzen, ein unerfüllter Kinderwunsch, große Eierstockzysten oder ein Befall des Harnleiters mit drohender Schädigung der Niere. 

Über das Ausmaß einer Operation muss anhand der Beschwerden und der aktuellen Lebenssituation individuell entschieden werden. Eine sogenannte “Totaloperation”, d.h. die Entfernung von Gebärmutter und beiden Eierstöcken sollte nur als letzter Ausweg gewählt werden. Sie sollte nur bei Frauen mit abgeschlossener Familienplanung bei häufigen Rezidiven oder sehr fortgeschrittenen Befunden durchgeführt werden. 

Für weitere Informationen steht Ihnen unsere Spezialsprechstunde zur Verfügung.